Was
sich nach mittelmäßigem Drogenentzugsbericht anhört, kommt dem
schon ganz nahe. Die Droge, um die es hier geht heißt: Gemeinschaft.
Der einzige Weg ihr zu entkommen: Isolation / Kalter Entzug.
Anonymität
ist etwas, womit die wenigsten Menschen heute noch umgehen können.
Früher band man Leuten einen Bären auf, heute seinen Namen.Wie mit
Gaffatape an Stirnen befestigt, unmöglich, sie schmerzlos wieder zu
entfernen.
Was ist mit Zirkus, Scharade? Jeder spielt etwas, aber immer sich selbst.
Was ist mit Zirkus, Scharade? Jeder spielt etwas, aber immer sich selbst.
Erst
mit sich allein ist man wirklich man selbst. Oder?
Man sagte mir, in Gesellschaft spiele ich eine Rolle, die mit mir nichts zu tun hätte. Alleine wäre ich vollkommen anders. Ist das tatsächlich so? Oder liegt das in der Natur der Sache, dass ich mich meinem Gegenüber entsprechend unterschiedlich verhalte?
Man sagte mir, in Gesellschaft spiele ich eine Rolle, die mit mir nichts zu tun hätte. Alleine wäre ich vollkommen anders. Ist das tatsächlich so? Oder liegt das in der Natur der Sache, dass ich mich meinem Gegenüber entsprechend unterschiedlich verhalte?
Fest
steht allerdings: Wer sich der Gemeinschaft entzieht und sich auf den
Weg der seelischen Genesung macht (s. Drogenvergleich), inhaftiert
sich selbst, hämmert selbst Urteile, die Stellvertreter
unterschreiben. Wer sich isoliert, verliert.
Das war schon in der Mittelstufe so: Wer einen Schnupfen hatte und nicht zu Nicoles Geburtstagsparty kommen konnte, kann Montags in der Mittagspause auch nicht über die tuscheln, die sich beim Flaschendrehen die Zungen verknotet haben.
Jetzt
könnte man fragen, ob das alles denn so sinnvoll und geistreich ist.
Angebracht ist diese Frage sicherlich, trotzdem sollte man die
Argumentation nicht außer Acht lassen.
Gesellschaft
ist ein Grundbedürfnis (ich spreche bewusst nicht von Freundschaft,
Freundschaft übersteht Isolationshaft, sie profitiert oftmals sogar
davon). Wer sich dem entzieht, kassiert oft den Stempel des
Spielverderbers oder Langweilers. Aber was kann langweiliger sein,
als ein mittelmäßiges Oberflächengeplänkel, stummes Bewegen zu
minimalen Bässen oder kicherndes Strohhalmschlürfen mit flüchtigen
Bekannten?
Im schlimmsten Fall die Gesellschaft mit sich selbst. Erst wer gähnende
Langeweile mit sich selbst erlebt und diese zu hinterfragen beginnt,
betritt Stufe 1 des erfolgreichen Entzugs.
Um
eins klarzustellen: Es geht um Überdosierung. Ich verurteile keineswegs das Vergnügen in
Gruppen oder Gesellschaftsabende, ich versuche einen Anstoß. Einen
Anstoß, zu mehr Selbstachtung, Selbstzentrierung, weniger
Affektiertheit.
Das
Problem ist folgendes: Wir können immer weniger mit uns selbst
anfangen, definieren uns über Positionen, die wir in Gruppen
einnehmen, spiegeln uns nach außen, wie wir gern gesehen werden
wollen. Aber was bleibt am Ende übrig? Woher weiß ich, wie viel
„Ich“ in meinem Auftreten steckt?
Die
Isolation funktioniert ähnlich wie eine Entschlackungskur, Detox.
Zu
sich zu finden braucht weniger ein Kloster, mehrere Kilometer,
Kur-Zentren oder ähnliches. Das einzige Utensil ist die Zimmertür,
geschlossen. Wir haben verlernt, mit uns alleine zu sein.Wir sind die
Performancekünstler des Alltags, die Wachsfiguren unserer Selbst.
Was wir dabei oft vergessen ist, dass wir unser wichtigster
Fluchtpunkt sind. Ich spiele nicht auf Egoismus an, oder vielleicht
doch, je nach Definition.
Es
geht darum, sein Glück nicht über Dritte zu definieren. Statt zu lamentieren, einfach mal sich selbst als Gastgeber, Gast und Zuschauer schätzen zu lernen. Es geht
darum zu verstehen: Wir sind Würfel und Spielfigur gleichzeitig, in
unserem eigenen „Mensch ärgere dich nicht“.
4 Kommentare:
lol
In diesem Kontext stelle ich auch mir gerade Fragen. Was passiert, wenn man zu sich selbst zurückgeht, die Angst vor dem Alleine sein einfach mal überwindet und darauf verzichtet, jedem ungehörten Telefonat, einer zu beantwortenden SMS oder E-Mail nachzugehen. Alleine zu sein ist nicht schwer, die Zimmer Türe geschlossen zu haben auch nicht. Aber Verzicht auf soziale Netzwerke, kein Internet, nur sein Bücherregal und leere Zettel helfen einem womöglich bei anstehenden Entscheidungen. Jeder Entscheidung „wie soll es weitergehen?“, „Was will ich wirklich?“ „Komme ich so weiter“ weicht man mit dem nächsten Praktikum, Auslandsaufenthalt (Reise der Selbstfindung sozusagen) oder anstehenden Prüfungen oder alles zusammen aus bzw. man versucht sich selbst jeden Tag auf’s neue aus dem Weg zu gehen. Man klatscht sich am Abend in die Hände: Wow, viel geschafft heute! Ohne wirklich weitergekommen zu sein. Das geht schon viel zu lange so. Schön, dass jemand ähnliche Gedanken hat!
pretty nice blog, following :)
ASTREIN !!
Kommentar veröffentlichen